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Rory Block: Positively 4th Street

Die Americana-Roots-Blues-Sängerin legt eines der schönsten Dylan-Cover-Alben der letzten Jahre vor.

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Rory Block – Positively 4th Street Rory Block – Positively 4th Street. Bildrechte: Stony Plain (Alive)

Interessanterweise sind es die Frauen, die in den letzten Jahren die bemerkenswertesten Dylan-Cover-Alben veröffentlicht haben: Bettye LaVette, Emma Swift, Chrissie Hynde, Nana Mouskouri, Cat Power und Lucinda Williams haben allesamt gezeigt, wie man Dylans Songs mit Liebe und dennoch ohne falschen Respekt den eigenen Stempel aufdrücken kann. Nun reiht sich auch noch Rory Block mit ihrem neuen Longplayer Positively 4th Street. A Tribute To Bob Dylan in diese Phalanx ein.

Ihr Publikum wünschte sich ein Dylan-Album

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Rory Block, Jahrgang 1949, ist eine Americana-, Roots- und Blues-Veteranin. Seit den 1960ern spielt sie mit wenigen Unterbrechungen die Blues- und Folkmusik, die sie damals in der legendären Folkszene im New Yorker Greenwich Village aufgesogen hat. Ihr Vater hatte dort ein Sandalen-Geschäft, das bald zum Treffpunkt der Künstlerszene wurde. Hier lernte sie auch Bob Dylan kennen, bevor er Weltruhm erlangte. Die künstlerische Zuneigung zu Dylan hat sie sich bis heute erhalten. Immer wieder streut sie bei ihren Konzerten Dylan-Songs ein. Kein Wunder, dass ihr Publikum sich da ein Dylan-Album wünschte. „Die wahrscheinlich hartnäckigsten und enthusiastischsten Anfragen meiner Fans nach etwas außerhalb des Blues-Genres waren die wiederholten Aufforderungen, eine Hommage an Bob Dylan aufzunehmen. Wie bei allen meinen Aufnahmen wähle ich die Lieder aus, die mich am tiefsten bewegen und Herz und Seele berühren“, sagt Rory zu ihrem neuen Album.

Und ihre Liedauswahl ist denn auch sehr interessant und einnehmend geworden. Mit Ausnahme von „Mr. Tambourine Man“ und „Like A Rolling Stone“ spielt sie gerade nicht die „Greatest Hits“ aus den 1960er Jahren, sondern wagt sich an eine Reihe von jüngeren Stücken des Meisters. Es geht los mit einer beschwingten Bar-Blues-Version von „Everything Is Broken“ (Album „Oh Mercy“, 1989) und mit einer eindringlichen und engagierten Version von „Ring Them Bells“ (ebenfalls „Oh Mercy“). Hier klingt Rory zurecht ungeduldig angesichts der Sorgen unserer Zeit.

Klassiker klingen frisch

Aber auch die Klassiker „Rolling Stone“ und „Tambourine Man“ klingen bei ihr nicht wie der x-te dünne Aufguss. Sie lebt die Songs, sie memoriert und deklamiert nicht, sondern singt jede Zeile als wäre sie neu. Dazu schafft die für jeden Song eine ganz eigene Atmosphäre. Großartig. Zwischen den alten Klassikern, steht ein jüngerer Klassiker. „Not Dark Yet“ von der “Time Out Of Mind” von 1997, mit der Dylan sein Alterswerk eingeleitet hat. Kein Zufall, dass ausgerechnet bei diesem Song Cindy Cashdollar mitgewirkt hat. Schließlich war sie Teil des Ensembles mit dem Dylan dieses Album aufgenommen hat. Auch diesen Song eignet sich die 74-jährige Rory voll und ganz an. Ein wunderbarer Moment des Innehaltens und des Nachdenkens um Altern und Sterblichkeit.

Man kann sich gut vorstellen, dass es Rory eine große Freude war, den Titelsong Positively Fourth Street aufzunehmen. War doch ihres Vaters Geschäft, der „Allan Block Sandal Shop“, genau in dieser 4. Straße gelegen. Hier traf sie Dylan das erste Mal. Dylans Abrechnung mit der Village-Szene ist mittlerweile Geschichte und auch Rory weiß, dass der Schritt raus aus der Folkszene, den ihm viele übel genommen haben, für Dylan eine künstlerische Notwendigkeit war.

Neuere Songs faszinieren

Absoluter Höhepunkt des Albums sind aber die beiden letzten Stücke. „Mother Of Muses“ und „Murder Most Foul“ stammen von Dylans letztem Werk “Rough And Rowdy Ways”. Wenn Rory „Mother Of Muses“ spielt, dann ist es ein berührender Vortrag. Mit ihrer ehrlichen, vom Leben gegerbten Stimme macht sie sich den Song zu eigen, als wäre sie selbst die Muse, die in antiker Runde ein Lied auf der Lyra zum Besten gibt. Die Botschaft des Ursprungs aller Kunst und der Selbstreflektion über den eigenen Stand in der Welt der Künste wird hier zu ihrer ganz eigenen Auseinandersetzung. Faszinierend!

Dafür, sich mit dem fast 17 Minuten langen – und dem damit längsten aller Dylan-Songs – „Murder Most Foul“ zu beschäftigen, ist schon alleine verdienstvoll. Ein langes Lied, das nie aus seiner Form ausbricht kann auch zu einer Stolperfalle der Langeweile werden. Von wegen! Mit ihrer teilweisen schütteren Stimme schafft sie es genau, die Spannungsbögen und den doppelten Boden des Songs aufzubauen. Wo Dylan mitunter mit altersweiser Distanziertheit singt, füttert sie den Song in ihrer Performance mit Gefühl und Emotion. So wird der Song bei ihr zu einem Parforce-Ritt, der berührt und bewegt und einem selber Kraft kostet. Kunst schmerzt mitunter und hier tut sie es und das ist auch gut so, denn so etwas wie Rory Blocks Version hört man selten. Gänsehautfeeling!

Rory spielt (fast) alle Instrumente selbst

Es ist ein großartiges Album, das noch eine spezielle Note erhält, weil Rory alle Instrumente hier selbst spielt und Akustik- und Slide-Gitarren sowie Schlagzeug und Akustikbass, um wirklich einzigartiges Arrangement von Dylans Songs zu erschaffen. Lediglich ihre gute Freundin, die Steel Guitar-Legende Cindy Cashdollar unterstützte wie oben beschrieben bei „Not Dark Yet“. Und zwar mit einem feinen Baritone Guitar-Solo.

Fazit: „Positively Fourth Street“ ist eines der schönsten Dylan-Coveralben der letzten Jahre und zeigt Rory Block wieder einmal als Ausnahmekünstlerin. Nicht nur Dylan-Fans geeignet!

Rory Block – Positively 4th Street: Das 2024er Album

Rory Block – Positively 4th Street

Künstlerin: Rory Block
Album: Positively 4th Street
Veröffentlichung: 27. Juni 2024
Label: Stony Plain (Alive)
Formate: CD, Stream & Digital
Tracks: 9
Genre: Americana

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Trackliste: (Positively 4th Street)

01. Everything Is Broken
02. Ring Them Bells
03. Like A Rolling Stone
04. Not Dark Yet
05. Hey, Mr Tambourine Man
06. Positively 4th Street
07. A Hard Rain’s A – Gonna Fall
08. Mother Of Muses
09. Murder Most Foul

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Über Thomas Waldherr (817 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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